Erinnerungsfeier für verstorbene Patient:innen der Palliativstation der Ilm-Kreis-Kliniken

Gemeinsam mit den Angehörigen gedachten die Mitarbeiter*innen der Palliativstation und Mitglieder des Vereins zur Förderung der Palliativmedizin im Ilm-Kreis an die auf der Palliativstation behandelten und mittlerweile verstorbenen Patient:innen. Musikalisch umrahmte Lars Dittrich an der Orgel die Feier in der St. Jakobus Kirche. Zur Erinnerung verlasen die Mitarbeiter*innen der Palliativstation die Namen der Verstorbenen und entzündeten Gedenkkerzen.

Die leitende Oberärztin Dr. med. Marion Brocke lud mit einem Gedicht aus der Feder von Theodor Fontane die Angehörigen zum liebevollen Gedenken ein:

 

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,

Ein Birnbaum in seinem Garten stand,

Und kam die goldene Herbsteszeit

 

Und die Birnen leuchteten weit und breit,

Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,

Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,

Und kam in Pantinen ein Junge daher,

So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«

Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,

Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«

 

So ging es viel Jahre, bis lobesam

Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.

 

Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,

Wieder lachten die Birnen weit und breit;

Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.

Legt mir eine Birne mit ins Grab.«

Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,

Trugen von Ribbeck sie hinaus,

Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht

Sangen »Jesus meine Zuversicht«,

Und die Kinder klagten, das Herze schwer:

»He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?«

 

So klagten die Kinder. Das war nicht recht -

Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;

Der neue freilich, der knausert und spart,

Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.

Aber der alte, vorahnend schon

Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,

Der wußte genau, was damals er tat,

Als um eine Birn' ins Grab er bat,

Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus

Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

 

Und die Jahre gingen wohl auf und ab,

Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,

Und in der goldenen Herbsteszeit

Leuchtet's wieder weit und breit.

Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,

So flüstert's im Baume: »Wiste 'ne Beer?«

Und kommt ein Mädel, so flüstert's: »Lütt Dirn,

Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.«

 

So spendet Segen noch immer die Hand

Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

 

Die Angehörigen und Gäste waren anschließend eingeladen, noch ein persönliches Teelicht zu entzünden. Nach einer kleinen Andacht von Pfarrer Dr. Udo Huss segnete dieser das Stationsteam.

In diesem Jahr konnte das traditionelle Zusammenkommen bei Kaffee und Kuchen wieder stattfinden, was von den Angehörigen dankbar angenommen wurde. Vielen war es ein Anliegen, dem Team der Palliativstation nochmals ihren Dank für die liebevolle Begleitung ihres Angehörigen zu danken.

 

8. Oktober 2022