Mit einem Kammerspiel nach dem Theaterstück „GOTT“ von Ferdinand v. Schirach läutete das ARD-Fernsehen am 23.11.2020 in seinem Ersten ab 20.15 Uhr einen interaktiven Abend zum Thema Sterbehilfe ein. Die Fernsehzuschauer waren zudem aufgerufen, sich anhand dieses fiktiven Prozesses vor dem Deutschen Ethikrat für oder gegen die aktive Beihilfe zum Suizid zu bekennen. Das Ergebnis der abendlichen Zuschauer-Umfrage lautete: 70,8 % der Zuschauer waren für und 29,2 % gegen eine Beihilfe zum Selbstmord.
Zum Kammerspiel:
Ein vollkommen gesunder 78-Jähriger hat nach dem Tod seiner geliebten Ehefrau nur noch den Wunsch zu sterben. Er will sich das Leben nehmen und wendet sich mit diesem Wunsch um Hilfe und Mitwirkung an seine Hausärztin.
Doch diese verweigert ihre Beihilfe am Suizid und erklärt in diesem Spiel vor dem Deutschen Ethikrat ihre ethischen und berufsrechtlichen Gründe für diese Ablehnung.
Von einer Verfassungsrechtlerin wird dazu die juristische Lage, von einem Bischof die kirchliche und von einem Vertreter der Bundesärztekammer die ärztliche Position meist eindrucksvoll, aber z.T. auch schauspielerisch überzogen dargestellt.
Im Anschluss daran diskutierte Frank Blasberg in der ARD-Talk-Sendung „hartaberfair“ mit seinen Gästen die Fragen:
- Was zählt beim Wunsch zu sterben: Gottes Wille oder des Menschen Freiheit?
- Wie frei ist der Mensch im Wunsch zu sterben?
- Hat er dabei ein Recht auf ärztliche Hilfe, auf Zuteilung der tödlichen Arzneien?
- Oder hat die Kirche Recht, die ihren Gott als alleinigen Richter über Leben und Tod sieht?
Zu Wort kamen:
§ Olaf Sander, der seine schwerkranke Mutter beim Suizid begleitete,
§ Dr. med. Susanne Johna, Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer und Vorsitzende des Marbuger Bundes,
§ Prof. Dr. med. Bettina Schöne-Seifert, Professorin für Medizinethik an der Universität Münster sowie
§ Bischof Georg Bätzig, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
Auch in dieser Diskussionsrunde wurden – wie im Kammerspiel - die unterschiedlichen Betrachtungsweisen dargestellt und einige breitgestreute Zuschauermeinungen eingeblendet.
Das alles sollte die Fernsehzuschauer zum Nachdenken anregen, weshalb ich empfehle, sich diese interessante Diskussion aus der ARD-Mediathek abzurufen unter
Dr. med. Lothar Zeuner