Dein Leben - Deine Lebensqualität durch Palliativmedizin - Jubiläumsveranstaltung zum 10-jährigen Bestehen unseres Fördervereins

Unter dieser Überschrift hatte der Verein zur Förderung der Palliativmedizin im Ilm-Kreis anlässlich seines 10-jährigen Bestehens am Samstag, dem 25. Januar 2020, in das Hotel Tanne in Ilmenau eingeladen.

 

Ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm zu Themen der palliativmedizinischen Wissenschaft, der Arbeit des Fördervereins, Gesundheitspolitik, Literatur und  Musik erwartete die Gäste.

 

Zur Eröffnung überbrachte der Erste Beigeordnete der Landrätin, Herr Kai Tischer, Grußworte, Blumen und eine Spende für den Verein.

 

Der Geschäftsführer der Ilm-Kreis-Kliniken,

Herr Dr. Marcel John, hob in seiner Ansprache die zunehmende Bedeutung und Wertschätzung der palliativmedizinischen Betreuung im klinischen Alltag hervor.


Es sind besonders belastete Menschen, die sich mit einer unheilbaren Krankheit auseinandersetzen müssen. Was sie in dieser Lebensphase empfinden,  beschreibt der 2010 an Lungenkrebs verstorbene bekannte Regisseur und Ausnahmekünstler Christoph Schlingensief in seinem biografischen Rückblick „Ich weiß, ich war`s“: „Ich fühle mich nie mehr so richtig leicht, alles ist fremd und es drückt mich unglaublich in der Seelengegend…“. - Befragt nach ihren Wünschen für die kommende Zeit antworten die meisten dieser Patienten: „… ich möchte so wie bisher meinen Alltag um mich haben…“.

 

Mit fortschreitender Krankheit bedarf es für die Erfüllung dieses Herzenswunsches allerdings einer intensiven Unterstützung, die die personellen und finanziellen Möglichkeiten der Klinik oder der ambulanten Pflege überfordert.

Damit das Leben der Betroffenen in dieser schweren Lebensphase besser gelingen kann, wurde der Verein zur Förderung der Palliativmedizin im Ilm-Kreis vor 10 Jahren gegründet. Über die Arbeit, die in dieser Zeit geleistet wurde, hatte der Vorsitzende des Vereines Herr Dr. Lothar Zeuner, eine Videopräsentation angefertigt.

Zu den Zielen des Vereines gehörte von Anfang an u.a. die Bereitstellung von Sachmitteln und Zuwendung zur bedarfsgerechten Ausgestaltung der Station und des ambulanten Bereiches, zur Förderung der palliativmedizinischen Aus- und Weiterbildung sowie zur organisatorischen und materiellen Unterstützung von Fortbildungsveranstaltungen und Bereitstellung von Fachliteratur.

Der Verein möchte einen Beitrag zum Verständnis und zur Verbreitung des Palliativgedankens, zur ganzheitlichen Betreuung von Menschen mit unheilbaren Krankheiten und nur noch begrenzter Lebenserwartung und zur Pflege von Kontakten zu Patienten, Angehörigen, Mitarbeitern der Palliativstation und im ambulanten Bereich leisten.

 

Zehn Jahre unermüdliche Mitwirkung des Vorsitzenden Dr. Lothar Zeuner und seiner Vereinsmitglieder an zahlreichen Fortbildungs-veranstaltungen, Finden von Spendenmöglichkeiten - angefangen von Sommerfesten, Hallenfußballturnier, Lottomitteln… bis hinauf in das Thüringer Sozialministerium. So überreichte 2013 die damalige Thüringer Sozial-, heutige Finanzministerin, Heike Taubert und 2019 die Thüringer Sozialministerin Heike Werner dem Verein einen  großzügigen Fördermittelscheck. Großartige Unterstützung erhielt der Verein auch wiederholt von der Thüringer SPD-Politikerin und stellvertretenden Kreisvorsitzenden im Ilm-Kreis Eleonore Mühlbauer.

Zehn Jahre Arbeit für den Förderverein beinhalten auch 18 Bilderausstellungen jeweils mit unterhaltsamer und informativer Vernissage und Finissage, Musizieren, Sommerfeste, Weihnachtsfeiern, Gesprächsrunden und vieles mehr….  Für die Zuhörer bestand die Möglichkeit, das turbulente Vereinsleben auf einer Bilderfolge in den Pausen der Veranstaltung zu betrachten.

 

Nach einem kurzen Ausflug in die Geschichte der Palliativmedizin gab die Chefärztin der Klinik, Frau Dr. Heike Schlegel-Höfner, einen Überblick über die Leistungen dieses Fachgebietes im Jahre 2020.

 

Im frühlingshaft geschmückten Vortragssaal gab es nun dampfenden Kaffee und selbstgebackenen Kuchen, den die Mitarbeiter der Palliativstation dem Förderverein als Dankeschön für die geleistete Arbeit geschenkt hatten.

 

Frisch gestärkt kamen danach drei Schülerinnen des Ilmenauer Gymnasiums am Lindenberg zu Wort. Sarah Lynelle Fischer, Lea Ritter und Elena Luna Schwieger beschäftigen sich in ihrer Seminarfacharbeit mit der spannenden Frage: Was wissen die Ilmenauer/innen über Palliativmedizin? Unter der fachlichen Betreuung der leitenden Schwester der Palliativstation, Heike Reichardt, waren erste Ergebnisse erarbeitet worden. Gut die Hälfte der Befragten hat eine klare Vorstellung von dem Begriff, ca. 30 % wissen kaum darüber Bescheid. Bestätigung für den Förderverein aber auch Ansporn, in der manchmal mühsamen Aufklärungsarbeit nicht nachzulassen!

 

Danach stand ein schweres Thema auf dem Programm: Was bedeutet Leid und ab wann ist es unerträglich in der Palliativmedizin?

Die sehr erfahrene Palliativmedizinerin und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, Gründerin der ersten Palliativstation in Thüringen im Katholischen Krankenhaus Erfurt und ehemalige Chefärztin der Klinik für Palliativmedizin der Zentralklinik Bad Berka, Frau Dr. Christina Müller (Foto), stellte schwere Patientenschicksale vor und berichtete aus ihren Erfahrungen, was erforderlich ist, um Leid professionell mit einem multidisziplinären Team zu lindern.

 


 

Nach einem leichten, köstlichen Mittagessen wurden die Gäste vom ehemaligen Oberarzt Helmut Krause (Foto) mit Rezitationen auf das Nachmittagsprogramm eingestimmt.

Beginn des Endes (Theodor Storm, 1885):

 

Ein Punkt nur ist es, kaum ein Schmerz,

nur ein Gefühl, empfunden eben;

und dennoch spricht es stets darein,

und dennoch stört es dich zu leben.

 

Wenn du es andern klagen willst,

so kannst du`s nicht in Worte fassen.

Du sagst dir selber: „Es ist nichts!“

Und dennoch will es dich nicht lassen.

 

So seltsam fremd wird dir die Welt,

und leis verlässt dich alles Hoffen,

bis du es endlich, endlich weißt,

 dass dich des Todes Pfeil getroffen.


 

Nachdenklich geworden, widmeten sich die Zuhörer nun dem Thema Fürsorge in der Palliativmedizin, zu dem der Pflegedienstleiter der Ilm-Kreis-Kliniken, Herr Matthias Keschke, der auch ein erfahrener Multiplikator für Palliativ Care ist, aus seinem reichen Erfahrungsschatz eindrucksvoll berichten konnte.

 

Der Höhepunkt des Nachmittags war ein kleines Rollenspiel, gewissenhaft eingeübt und gekonnt vorgetragen von den Laienschauspielern:     Dr. Lothar Zeuner in der Rolle des Vaters, Frau Christina Fischer (Leiterin des Sozialdienstes der Ilm-Kreis-Kliniken) und Frau Gabriele Hohmann (Pro Seniore Residenz Arnstadt) in der Rolle der Töchter in der Diskussion um Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung - Warum beides so wichtig ist!  Die Zuschauer hatten ihre helle Freude an der Situationskomik, lachten herzhaft und lernten aus den professionellen Erklärungen der Töchter noch eine Menge. Grandios! - Der Theater-Regisseur Schlingensief hätte sicher Freude daran gehabt.

 

Herr Helmut Krause verabschiedete die Zuschauer mit Rezitationen  nach einem erlebnis- und lehrreichen Tag zum Thema Förderung der Palliativmedizin.

 

Applaus und viele Blumen zauberten ein dankbares Lächeln auf die Gesichter der Referenten, Veranstalter und der vielen Helfer, die diese Veranstaltung ermöglicht haben.

Ein besonders großes Dankeschön bekam natürlich der Vorsitzende des Fördervereines, Dr. Lothar Zeuner, der seine Mitarbeiter hervorragend für dieses Ehrenamt zu motivieren versteht und sich selbst immer wieder Höchstleistungen abfordert. Ohne seine Energie, seine Ideen und Kontakte wäre das Vereinsleben niemals so lebhaft und bunt. Dafür sind wir alle, die mit ihm zusammen arbeiten dürfen, sehr dankbar.

 

 

Dr. med. Marion Brocke

Stellv. Vorsitzende des Fördervereins 


N.S. (Dr. L. Zeuner): Einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Jubiläumsveranstaltung leistete Frau Dr. Marion Brocke (Foto) durch eine einfühlsame Moderation. Sie fand zu jedem Vortrag passende Worte und ansprechende Zitate. Danke, liebe Frau Dr. Brocke!

 

An dieser Stelle möchte ich noch einmal allen Aktiven für den reibungslosen Ablauf danken; darin eingeschlossen die Mitglieder der ambulanten Hospizdienste aus Ilmenau und Arnstadt, die mit einem Info-Stand unser gemeinsames Anliegen demonstrierten, sowie das Team des Hotels Tanne.

 



 Schnappschüsse von der Veranstaltung (Fotos: Susanne Gerard):