- So der Titel einer Veranstaltung am 17.05.2019 im Faraday-Hörsaal der TU Ilmenau, zu der die Seniorenakademie einlud. Schnell füllte sich der Hörsaal, das Interesse war groß. Es blieb jedoch nicht unbemerkt, dass der Gedanke eines Menschen an die letzte Phase seines Lebens vielen von uns oft schwer fällt. Dennoch ließen sich die Zuhörer ein auf dieses tief emotionale Thema, sie öffneten sich und brachten die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit.
Die Referenten, Herr Dr. Zeuner vom Förderverein und Herr Dr. Iffert, Oberarzt der Ilmenauer Palliativstation, gaben den Besuchern einen Einblick in Ursprung und Entwicklung der Palliativmedizin sowie über dessen Wortbedeutung - lat. pallium - Mantel, Umhüllung. Aus der Übersetzung lässt sich bereits die besondere Bedeutung gerade der menschlichen Fürsorge und Zuwendung für Patienten mit fortgeschrittenen unheilbaren Erkrankungen herleiten.
Es wurde betont, dass in der Palliativmedizin nicht mehr Heilung und Lebensverlängerung im Vordergrund stehen, sondern der Erhalt von Lebensqualität. Zu diesem Zeitpunkt erfolgt keine belastende Diagnostik mehr. Aufgenommen werden Patienten mit klar gestellter Diagnose. Die Symptomkontrolle beispielsweise bei Schmerzen, körperlicher Schwäche, Atemnot, Übelkeit und Erbrechen hat dann oberste Priorität. Ziel ist es, den Zustand der Patienten auf der Palliativstation innerhalb einer begrenzten Zeit so weit zu stabilisieren, dass sie wieder in eine ambulante Betreuung entlassen werden können. Es wurde erläutert, dass im Unterschied dazu in einem Hospiz Menschen mit absehbarem Lebensende bis zu ihrem Tod betreut werden.
Die Zuhörer wurden ebenso über Möglichkeiten ambulanter palliativmedizinischer Betreuung durch spezialisierte ambulante Versorgung (SAPV) informiert, wie auch über die Betreuungs-möglichkeiten durch ambulante Hospizdienste.
Aufmerksam folgten die Gäste den Ausführungen der Referenten; einige Besucher machten sich Notizen zu den für sie wichtigen Detailinformationen. Eindrücklich veranschaulichten grafische Darstellungen zur demographischen Entwicklung den stetig wachsenden Stellenwert palliativmedizinischer Versorgung.
Gesprochen wurde auch darüber, dass Patienten meist viel zu spät auf die Palliativstation kommen, oft mit den Worten der Einweiser „zum Aufpäppeln“. Die Zuhörer erfuhren um die hohe Relevanz, den Patienten in einer weitaus früheren Phase der schweren Erkrankungen den Weg auf die Palliativstation zu ermöglichen. Dies ist von so großer Bedeutung, damit u.a. ein stabiles Vertrauensverhältnis zwischen Patienten, Angehörigen und Mitarbeitern der Station aufgebaut werden kann. Mehrfach wurde betont, wie wichtig es ist, miteinander zu reden, um den Bedürfnissen und Wünschen der Patienten gerecht werden zu können. Klar herausgestellt wurde, dass nichts gegen den Willen der Patienten geschieht. Auch der Betreuung der Angehörigen kommt eine große Rolle zu, denn sie bedürfen genauso intensiver persönlicher Zuwendung wie die schwerkranken Patienten selbst. Auf der Palliativstation in Ilmenau stehen in den Patientenzimmern z. B. auch Übernachtungsmöglichkeiten für Angehörige zur Verfügung. Anhand von Fotos wurde die freundliche Atmosphäre der Räumlichkeiten der Palliativstation vermittelt.
Mit Stolz berichteten die Referenten, dass der überwiegende Teil des Pflegepersonals, welches im Übrigen seit der Eröffnung der Ilmenauer Palliativstation im Jahr 2009 konstant geblieben ist, über die Zusatzausbildung Palliativ Care verfügt (75 % der Ausbildungskosten werden vom Förderverein übernommen). Auch unterscheidet sich der Personalschlüssel auf der Palliativstation deutlich von anderen Stationen. Diese Situation ermöglicht es dem hochengagierten Team, in besonderem Maße Bedürfnisse der schwerkranken Patienten und ihrer Angehörigen achtsam wahrzunehmen und auf diese einzugehen.
Über einen beispielhaften Einblick in die Fallabrechnung wurde den Besuchern aber auch anschaulich und eindrucksvoll nahegebracht, welch große Diskrepanzen manchmal zwischen abrechnungs-technischen Regularien und menschlichen Aspekten bestehen und Hürden, die es auch in dieser Hinsicht zu nehmen gilt.
Die umfangreichen Informationen rund um das Thema Palliativmedizin warfen bei den Zuhörern Fragen auf, die Herr Dr. Zeuner und Herr Dr. Iffert gegen Ende der Veranstaltung gern beantworteten. Herzlich bedanken möchten wir uns an dieser Stelle noch einmal bei allen Zuhörern für ihr reges Interesse und ihre Offenheit.
Text und Fotos: Susanne Gerard (Schriftführerin des Fördervereins)